„Rundschau“ und „Das kann ich besser“: Zwei SRF 1-Sendungen unter der Lupe
Der Publikumsrat SRG.D konzentrierte sich in der Märzsitzung auf das Politmagazin „Rundschau“ und das Unterhaltungsformat „Das kann ich besser“. Beides Sendungen von Fernsehen SRF 1.
Seit 1968 ist die „Rundschau“ ein Markenzeichen des Schweizer Fernsehens. Das Magazin hat sich in den Jahrzehnten gewandelt, aber die zentrale Mission ist geblieben. So will das Politmagazin laut Sendungsporträt „Hintergrund und Recherchen über aktuelle Ereignisse und latente Brennpunkte im In- und Ausland“ bieten, mit Reportagen und Magazinberichten nah am Geschehen bleiben und oft mitten drin sein, ohne je die kritisch-journalistische Distanz zu verlieren. Die Verantwortlichen verfolgen überdies das Ziel, „mit hartnäckigen Recherchen, enthüllenden Reportagen und brisanten Interviews die Macht zu hinterfragen“.
Für den Publikumsrat zählt die „Rundschau“, die seit August 2018 nicht mehr um 20.50 Uhr, sondern zur Primetime – also um 20.05 Uhr – am Mittwochabend ausgestrahlt wird, zu den Klassikern von Fernsehen SRF 1. Die Ratsmitglieder loben die vertiefte und glaubwürdige politische Berichterstattung, die sorgfältigen Eigenrecherchen und die verständlich aufbereiteten, oft überraschenden Beiträge und Hintergrundberichte aus der Schweiz und dem Ausland.
Den Verantwortlichen gelingt es immer wieder, nicht bloss neue Skandale aufzudecken, sondern auch bereits bekannte Themen aus anderen Perspektiven zu beleuchten und mit neuen Aspekten anzureichern. Als eigentliche Stärke der Sendung bezeichnet das Gremium die unbequeme, aber faire und professionelle Haltung, mit der die Moderation den Studiogästen in den Theke-Gesprächen begegnet.
Der Publikumsrat ist überzeugt, dass es für die Glaubwürdigkeit des Politmagazins entscheidend ist, dass in der sachlichen Darstellung der Fakten auch künftig die Unvoreingenommenheit der Journalistinnen und Redaktoren deutlich wird. Er würde sich freuen, wenn im Studio vermehrt junge, weibliche und weniger bekannte Personen zu Wort kommen würden, und ermuntert die Verantwortlichen, die Rechercheprozesse noch öfters offenzulegen, weil damit die Quellentransparenz zusätzlich erhöht und das Vertrauen in die Sendung verstärkt wird.
„Ich kann das besser“, Fernsehen SRF 1
„Ich kann das, ich weiss das, ich bin der oder die Beste“: Dass Menschen dazu neigen, sich in ein besseres Licht zu rücken und sich selbst zu überschätzen, das kennt man in allen Kulturen und Gesellschaften. Unter dem Titel „Ich kann das besser“ versuchte Fernsehen SRF 1 dieses altbekannte Phänomen in einem Sozialexperiment zu ergründen und nahm vier Laien beim Wort, die überzeugt waren, dass sie die Tätigkeiten von Berufsprofis problemlos übernehmen und optimieren können.
Es blieb mehrheitlich beim „Versuch“: In vier Folgen konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer jeweils am Donnerstagabend um 20.05 Uhr mitverfolgen, was die Behauptungen der Protagonistin und der drei Protagonisten im Berufsalltag Wert waren. Sie erlebten, was die Kinderärztin als TV-Journalistin zustande brachte, wie der Kundendienstleiter mit seinem Team die Küche eines Ausflugsrestaurants zu managen versuchte, wie sich der Tiefbauzeichner als Zimmermann machte und wie der Hobbyfussballer als Schiedsrichter agierte.
Der Publikumsrat begrüsst es grundsätzlich, dass sich Fernsehen SRF an neue Sendungen wagt und unkonventionelle Ideen ausprobiert. Er schätzt die sorgfältige Machart von „Ich kann das besser“ und den respektvollen Umgang mit den vier Hauptpersonen. Er ist zudem überzeugt, dass es in allen Folgen gelungen ist, spannende Einblicke in die einzelnen Berufe zu geben und zu zeigen, wie viel Wissen und Können hinter vermeintlich einfachen Tätigkeiten steckt. Er ermutigt die Verantwortlichen, diesen Ansatz weiterzuverfolgen und das TV-Publikum vermehrt hinter die Kulissen unterschiedlicher Branchen schauen zu lassen.
Übers Ganze gesehen ist das Gremium aber der Meinung, dass sowohl der Erkenntnisgewinn wie auch der Unterhaltungswert von „Ich kann das besser“ gering sind. Dies, weil das Phänomen der Selbstüberschätzung nicht eingehend erklärt oder eingeordnet wurde, eine Selbstreflexion der Teilnehmenden mehrheitlich fehlte und von Beginn weg klar war, dass die Laien scheitern werden. Einige Ratsmitglieder fragen sich deshalb, ob ein derartiges Konzept bei einem privaten Sender nicht besser aufgehoben wäre. Verbesserungsmöglichkeiten sieht der Rat auch bei den Sendungs-Trailern, die von der Mehrheit als zu reisserisch beurteilt wurden, weil sie falsche Erwartungen schürten.
Titelbild: Rundschau: Die Moderatoren Sandro Brotz und Nicole Frank
Quelle: Publikumsrat SRG Deutschschweiz
Titelbild: obs/Publikumsrat SRG Deutschschweiz/Oscar Alessio