Corporate Health Convention: Konferenz für eine gesündere Arbeitswelt
Ist die Niedergeschlagenheit des Mitarbeiters nur vorübergehend oder Zeichen einer ernsthaften Krankheit? Mit der richtigen Einschätzung psychischer Leiden und Belastungen tun sich Arbeitgeber häufig schwer.
Ein besseres Verständnis für die behandlungsbedürftige Krankheit Depression vermittelt Prof. Dr. Ulrich Hegerl auf der Corporate Health Convention, 6. Fachmesse für betriebliche Gesundheitsförderung am 10. und 11. Mai 2016 in Stuttgart. Neben dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Deutsche Depressionshilfe teilen drei weitere Keynote Speaker ihre Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis mit den Messebesuchern: Prof. Dr. Bertolt Meyer (TU Chemnitz), Martin König (Otto) und Michael Kloth (VDSI).
Depressionen sind weit verbreitet: Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe leidet jeder fünfte Bundesbürger einmal im Leben unter dieser Krankheit, deren schwerwiegende Folgen oftmals unterschätzt werden. In jüngerer Zeit sorgten prominente Fälle wie die Suizide des Torwarts Robert Enke oder des Schauspielers Robin Williams für grosses Aufsehen in der Öffentlichkeit. Spielen Stress und ein hoher Leistungsdruck am Arbeitsplatz dabei eine entscheidende Rolle?
Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Frührente
Unternehmen und Gesundheitspolitiker sehen hier Handlungsbedarf – nicht nur auf Grund des hohen Leidensdrucks bei den Betroffenen, sondern auch in Hinblick auf die gesundheitsökonomischen Folgen: Psychische Erkrankungen und an erster Stelle Depressionen bilden inzwischen die Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Im Umgang mit der Krankheit gibt es allerdings noch viele Unsicherheiten, mit denen sich der deutschlandweit anerkannte Experte für Depression, Prof. Dr. Ulrich Hegerl, auf der Messe befasst.
Macht uns die moderne Arbeitswelt krank?
Gibt es Depressionen schon immer und überall? Nehmen sie zu und hängt dies mit der modernen Arbeitswelt und Zivilisation zusammen? Wie ist eine depressive Erkrankung von Trauer oder Befindlichkeitsstörungen zu unterscheiden? Und nicht zuletzt: Was sind realistische Ziele und vielversprechende Ansätze für unternehmensinterne, gesundheitsfördernde Massnahmen? Diese Fragen und auch das damit verbundene Thema Suizidalität bespricht der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig am Dienstag, 10. Mai, auf der Corporate Health Convention in Stuttgart.
Die Keynote-Vorträge 2016 im Überblick
Psychische Erkrankungen und „Burnout“: Irrtümer und Fakten zu unternehmensinternen gesundheitsfördernden Massnahmen
Speaker: Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Leipzig, Dienstag, 10. Mai 2016, von 10.35 bis 11.15 Uhr, Forum C
Arbeit 4.0 vs. Sicherheit und Gesundheitsschutz
Speaker Michael Kloth, Vorstandsmitglied im VDSI Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit, Dienstag, 10. Mai, 11.15 bis 12 Uhr, Forum B
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Ansätze zur Erfassung und Förderung im Rahmen des BGM
Speaker: Prof. Dr. Bertolt Meyer, Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Technischen Universität Chemnitz, Dienstag, 10. Mai, 14.45 Uhr bis 15.30 Uhr, Forum C
Gesundheitsmanagement strategisch ausrichten und steuern
Speaker: Martin König, Dipl. Gesundheitswirt (FH), Teamleiter Betriebliches Gesundheitsmanagement, Otto GmbH & Co KG, Mittwoch, 11. Mai, 10 bis 10.45 Uhr, Forum B
Psychische Gesundheit messen und beeinflussen
Spätestens seit die Beurteilung der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz Teil des Arbeitsschutzgesetzes ist, sind Unternehmen dazu verpflichtet, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden im Blick zu behalten. In seinem Keynote-Vortrag benennt Prof. Dr. Bertolt Meyer, Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Technischen Universität Chemnitz, zunächst die Gründe für den starken Anstieg von psychischen Erkrankungen in den letzten zehn Jahren.
Anschliessend präsentiert er wissenschaftlich fundierte Methoden zur Messung und Beeinflussung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Dabei stehen Mitarbeiterbefragungen, die soziale Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen und eine gesundheitsorientierte Führung im Fokus.
Breite Datenbasis zum Befinden der Belegschaft
Ein Paradebeispiel für systematische Mitarbeiterbefragungen im grossen Stil findet sich beim Distanzhändler Otto: Steigende Leistungserwartungen, wachsender Arbeitsdruck und Rente mit 67 – noch nie waren die gefühlten Belastungen im Job so hoch wie heute. Um stressbedingte Krankheiten bei seinen Mitarbeitern rechtzeitig zu erkennen und präventiv Massnahmen ergreifen zu können, erstellt das Unternehmen jährlich einen wissenschaftlich gestützten „Gesundheitsindex“ für die gesamte Belegschaft.
Die Auswertung zeigt, wo sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld Handlungsbedarf besteht und welche vorbeugenden Massnahmen sich empfehlen. Martin König, Projektleiter aktiv.net bei Otto, stellt das einzigartige Instrument in seinem Keynote-Vortrag vor. „Das Besondere am systematischen Gesundheitsmanagement bei Otto ist der interdisziplinäre Ansatz, bei dem alle Bereiche Hand in Hand arbeiten“, erklärt König.
Arbeit 4.0 vs. Sicherheit und Gesundheitsschutz
Eine Einheit bilden idealerweise auch Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit – im modernen, von Computerarbeit dominierten Arbeitsalltag verschwimmen hier die Grenzen. Mit den Auswirkungen der digitalen Transformation auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz befasst sich Michael Kloth, Vorstandsmitglied im VDSI Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit: Eine Herausforderung seien die neuen Anforderungen an die räumliche und zeitliche Flexibilität der Mitarbeitenden.
Auch das Präventionsgesetz und die anstehende Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt sorgten für drastische Veränderungen. Im Keynote-Vortrag „Arbeit 4.0 vs. Sicherheit und Gesundheitsschutz“ beschreibt der Ansprechpartner für das Ressort Sicherheit das Spannungsfeld, das sich daraus für die Unternehmen ergibt.
Artikel von: spring Messe Management GmbH
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