Wir brauchen Redaktionen, die lustvoll mit Künstlicher Intelligenz experimentieren
Wien (ots) –
Der Boom beim Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz verändert nicht nur die Geschäftsmodelle von Medienhäusern. KI sorgt auch für sich Umwälzungen bei den Jobprofilen in den Medienberufen – und nicht selten für große Verunsicherung. „Wir müssen eine Kultur schaffen, die Veränderungen offen aufnimmt“, sagte Andreas Arntzen, CEO im Wort & Bild Verlag, auf dem European Publishing Congress gestern in Wien, im Interview mit „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand.
Sein stark auf Gesundheitsthemen fokussierte Haus, Heimat unter anderem von „Apotheken Umschau“ und „Diabetes Ratgeber“, das rund 22 Millionen Leser monatlich erreicht, stellt sich optimistisch den Herausforderungen durch KI-Einsatz. Dafür hat Arntzen, vom Magazin „kress pro“ zum Medienmanager des Jahres 2022 gekürt, aktuell die Top 30 seines Managements mit Zugängen zu ChatGTP pro ausgestattet – zum spielerischen Austesten der Technologie im beruflichen wie im privaten Kontext. „Ich bin fest davon überzeugt, dass man alle Dinge erst ausprobieren muss, bevor man darüber spricht“, so der CEO. Für ihn ist das Arbeiten mit KI eine Frage der Firmenkultur. „Man muss dafür Sorge tragen, dass die Menschen neugierig bleiben und die Leidenschaft haben, Neuland zu betreten“, sagte Arntzen in Wien. „Ich brauche Mitarbeiter, die Lust darauf haben zu experimentieren.“
Eine drastische Fluktuation im Haus durch KI fürchtet er nicht. Arntzen baut darauf, die Belegschaft intern zu qualifizieren. „Ich finde es wichtig, dass man jedem Mitarbeiter die Chance gibt, da einzutauchen und sich zu entwickeln.“ Veränderungsbereitschaft setzt er allerdings voraus. „Berufsbilder werden sich ändern“, meinte Andreas Arntzen auf dem Fachkongress. „Ist das schlimm? Nein!“
Mit seiner Aufgeschlossenheit für KI-Geschäftschancen sowie mit dem Vertrauen in die Anpassungsfähigkeit der Beschäftigten reihte sich der Wort & Bild-Chef in Wien bei prominenten Branchenkollegen ein. So bezeichnete Christoph Mayer, Partner der Unternehmensberatung Schickler, KI als „die größte Chance, die es jemals in den Medien gegeben hat.“ Tilman Aretz, Chefredakteur von ntv.de und Geschäftsführer der Nachrichtenmanufaktur, sagte in Wien sogar: „Der Journalismus wird besser werden.“ In den Redaktionen des Nachrichtenunternehmens ntv.de herrsche bislang das Vier-Augen-Prinzip. Nun kommen mit KI ein weiteres Augenpaar dazu. „Für uns ist KI ein Kollege, mit dem wir arbeiten“, so Aretz.
Der European Publishing Congress sich an Führungskräfte aus den Bereichen Redaktion, Digital, Design und Management. Er endete gestern in Wien mit einem Rekord von mehr als 400 Teilnehmenden aus ganz Europa. Inhaltlicher Schwerpunkt waren KI und ChatGPT. Andreas Arntzen wurde am Galaabend gestern als „Medienmanager des Jahres“ ausgezeichnet. Der Kongress wurde von Readly, dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ), dem Land Niederösterreich und der Brauunion Österreich unterstützt.
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