BALSA saniert größte Altlast Österreich
Wien/Wiener Neustadt/Berlin (ots) –
Industriemüll wird zu Roh-Aluminium: Vorzeigeprojekt punktet bei Kreislaufwirtschaft
Die Aluminiumschlackendeponie in Wiener Neustadt ist das derzeit größte und umfassendste Sanierungsprojekt in Österreich. Die Bundesaltlastensanierungsgesellschaft, kurz BALSA, ist mit der Räumung und Säuberung der ehemaligen Deponie beauftragt. Das Projekt setzt Meilensteine, die der Fachwelt nun auf dem Berliner Recyclingkongress präsentiert wurden: Neben dem Schutz von Grundwasser und Umwelt wird aus der Deponie mittels innovativer Verfahren der wertvolle Rohstoff Aluminium gewonnen und in den Wirtschaftskreislauf rückgeführt. Die Umweltbilanz der Sanierung kann sich sehen lassen: Insgesamt werden rund 700.000 Tonnen CO2 eingespart.
?Vor 15 Jahren konnten wir uns nicht ausmalen, dass wir die enorme Umweltbelastung der Aluminiumschlackendeponie in Wiener Neustadt in ein derartiges Vorzeigeprojekt im Bereich Altlastensanierung und Umweltschutz umwandeln können?, erzählt Projektleiter Johannes Czeczil vor dem internationalen Fachpublikum des Recycling-Kongresses in Berlin.
Von 1974 bis 1991 wurden Tonnen von Abfällen auf der ehemaligen Mülldeponie im Westen von Wiener Neustadt abgelagert. Diese führten zu massiven Verunreinigungen und zur Gefährdung der Mitterndorfer Senke, eines der größten Grundwasservorkommens Europas. Aus diesem Grund wurde die BALSA bereits im Jahr 2005 vom Bund mit der Sanierung beauftragt.
BALSA beseitigt massive Umweltgefährdung
Nach umfassenden Voruntersuchungen wurde mit Hilfe eines 3D-Modells das Gesamtvolumen der Deponie berechnet: Rund eine Million Tonnen lagern in der Altlast, mehr als die Hälfte davon ist gefährlicher Industriemüll. ?Die Abfälle erstrecken sich dabei auf 44.000 Quadratmeter Fläche, also etwa zehn Fußballfelder?, erklärt Czeczil.
Von Beginn an arbeitet die BALSA eng mit der Montanuniversität Leoben, allen voran mit Univ.-Prof. Helmut Antrekowitsch vom Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie und seinem Team, zusammen.
Innovative Technik ermöglicht Rückgewinnung von 35.000 Tonnen Aluminium
Schnell wurde den Expert:innen klar: ?Nur ein vollständiger Rückbau der Deponie kann die Umweltgefahr beseitigen?, so Czeczil. ?Außerdem, und das ist das Highlight dieser Sanierung, stellte sich heraus, dass die wertvollen Aluminiumbestandteile aus der Deponie mit Hilfe eines innovativen Verfahrens einer stofflichen Wiederverwertung im Sinne der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden können?, ergänzt Antrekowitsch.
Die in der Deponie abgelagerten Aluminiumkrätze-Rückstände machen mit 680.000 Tonnen den größten Teil der Deponieabfälle aus. ?Mit Hilfe der Wirbelstromtechnik können insgesamt rund 60.000 bis 70.000 Tonnen Aluminiumgranulat aus der Deponie gewonnen. Durch den weiteren Einsatz in Aluminiumschmelzbetrieben können schließlich 35.000 Tonnen Aluminium in den Wirtschaftskreislauf rückgeführt werden. So entstehen zum Beispiel neue Motoren für die Automobilindustrie?, erklärt Antrekowitsch.
Beachtlicher Beitrag zum Klimaschutz: Einsparung von 700.000 Tonnen CO2
Seit Anfang 2019 wird die Deponie umfassend saniert und wertvolles Aluminium gewonnen. ?Die Jahresleistung der Behandlungsanlage für die Aufbereitung der Aluminiumkrätzestäube beträgt bis zu 150.000 Tonnen?, berichtet Dr. Michael Zorzi, Geschäftsführer der BALSA. Eine mobile Überdachung schützt den Deponiekörper dabei vor Witterung und wird, den Räumfortschritt folgend, alle sechs bis acht Wochen hydraulisch versetzt.
Das geplante Ende der Räumungsarbeiten ist 2026. Bis dahin weist die Sanierung eine beachtliche Klimabilanz auf: ?Die Energieeinsparung beträgt rund 700.000 Tonnen CO2, was der Jahresarbeitsleistung von fast 300 modernen Windrädern entspricht. Für eine derartige CO2-Einsparung müssten über 200.000 Personen ihren Flug nach New York und retour streichen?, berichtet Czeczil stolz. Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf rund 250 Millionen Euro.
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